Diese Seite widme ich dem alten Haudegen Diaconu George, der mir im Nirwana des rumänischen Donaudeltas - genauer gesagt im Ort Gorgova - bei meiner Reifenpanne einige Tage hilfreich zur Seite stand. Auf meinem Weg in die Tiefen des rumänischen Donaudeltas - der Reiseführer spricht hier von einer Gegend mit Infrastruktur (lächerlich!) - hat sich das ereignet, was mir während meiner letzten 20 Jahre Motorradurlaub noch nie passiert ist: Eine Reifenpanne! Mit der Erwartung, in dieser Gegend tatsächlich so etwas wie eine Infrastruktur vorzufinden, habe ich mich in der Stadt Tulcea vorher leider nicht mit ausreichend Bargeld für meine geplante "Donaudelta Birdwatching - Tour" eingedeckt.
So ergab es sich, dass nach etlichen Kilometern ohne Bevölkerungsdichte und einer Straßenqualität die jedweder Beschreibung spottet, der Ort Gorgova und somit auch eine Art Zeltplatz oder Pension vor mir auftauchten. Die Frage nach einer Übernachtungsmöglichkeit und damit einhergehend auch die Möglichkeit zur Bootstour durch das Delta wurde glücklicherweise bejaht. Also endlich das Gepäck von der Maschine und bei der Hitze auch mal richtig durchatmen.
Es folgen eine Einladung zum Essen, ein Schluck Wodka zur Verdauung und die Besprechung der weiteren Vorgehensweise. Es stellte sich heraus das für die Tour mit dem Boot, die Übernachtung und das Essen ("Vollpension") schlappe 60.- Euro, bzw. 180.- Lei zu berappen sind. Aber selbst ein tieferer Blick in meine Geldbörse fördert nicht mehr als 30.- Lei (10.- Euro) zutage. Dem Reiseführer und meiner Dummheit sei Dank! Meine Frage nach einem Geldautomaten beantwortet sich bei dem Blick über den Gartenzaun von selbst und guter Rat ist ab sofort sehr teuer... Lange Rede, kurzer Sinn. Ich schwinge mich auf das Motorrad - natürlich ohne Gepäck, denn dann kann man deutlich zügiger über diese miesen Pisten bügeln - und mache mich wieder auf den Weg in die nächtsgelegene Stadt Tulcea und die Suche nach einem Geldautomaten der meine Probleme beseitigen soll. Zirca sieben Kilometer hinter der Ortschaft Gorgova fährt sich das Motorrad plötzlich wie eine Karre Mist und folgt mit dem Hinterrad einer völlig eigenen Spur. Das Problem ist schnell erkannt, eine schnelle Lösung in Form von Werkzeug oder anderen Hilfsmitteln jedoch die o.g. sieben Kilometer entfernt...
Der Nagel sitzt tief im Hinterreifen und lässt sich auch unter größter Anstrengung nicht mit der Hand herausziehen. Dann also die gesamte Strecke wieder retour. Um möglichst wenig Last auf das Hinterrad zu bringen (die Felge wird es mir danken) sitze ich fast auf dem Tank und eiere im Schritttempo diese wirklich haarsträubende Piste wie ein Artist entlang. Ich brauche eine Dreiviertelstunde für sieben Kilometer weil zu allem Übel auch noch der Mantel in das Felgenbett springt und das Motorrad damit nahezu manövrierunfähig wird. Wieder in Gorgova angekommen, geht es glücklicherweise nicht um das Geld welches ich eigentlich besorgen wollte, sondern um die Reparatur des Hinterreifens. Dank der Hilfe Diaconus war es mir also möglich drei Mal den Reifen auszubauen, jedes Mal neu zu flicken und auf Dichtigkeit zu überprüfen (der Nagel hat seine Arbeit während der Rückfahrt mehr als zwanzig mal wiederholt!), zusätzliches Flickzeug von den "Nachbarn" zu organisieren und seinen Sohn per Handy als Übersetzer für besonders schwere Fälle fungieren zu lassen (für volle drei Tage). Der platte Reifen und die Montage waren nicht mein Problem. Das Problem war der lange Riss, der sich partout nicht abdichten ließ. Hatte ich den Reifen montiert, war nach spätestens zwei- bis drei Stunden die Luft wieder raus. Unter diesen Bedingungen wäre eine versuchte Rückfahrt in dieser Einöde von vornherein zum Scheitern verurteilt und voller Risiken. Abschließend kann ich jedoch sagen das ich unfreiwillig drei wundervolle Tage dort verlebt habe. Zum einen weil ich die Bootstour mit Diaconu durchführen konnte, die grenzenlose Hilfsbereitschaft vieler dort ansässiger Personen genießen durfte und zum anderen, weil mein Schutzbrief zu guter Letzt den Rücktransport nach Tulcea organisiert hat.
Und alleine der Rücktransport auf dem Abschleppwagen, die Reparatur des Schlauches und die Zusammenarbeit mit weiteren Personen vor Ort wäre eine neue Seite mit einer weiteren Danksagung wert. Doch darauf möchte ich hier zu Gunsten der geneigten Leserschaft verzichten. Sollte sich irgendwann einmal jemand in diese Wildnis verirren und der Ort Gorgova taucht plötzlich auf, dann versäumen Sie es bitte nicht meinem alten Kumpel Diaconu die besten Grüße auszurichten... Ach ja. Das Geld für den dortigen Aufenthalt plus "Hilfsbereitschaftsaufschlag", habe ich zwei Tage später überwiesen. Denn nur so ist sichergestellt das der nächste Reisende die gleichen positiven Erfahrungen mit nach Hause nehmen kann. Wenn er sie denn braucht! In diesem Sinne.
PS: Nach endlos vielen Telefonaten haben wir dann endlich jemanden gefunden, der mich mit dem heißersehnten Flickzeug versorgen konnte. Die Aufmachung lässt vermuten das diese Packung schon einige Jahre in einer geheimnisvollen Schublade verbracht hat... Man beachte in diesem besonderen Fall bitte auch auf die Bedienungsanleitung auf Deutsch.
Die folgenden Kartenausschnitte zeigen den von mir durchgeführten Tourverlauf. Die Strecke ist aber wegen der besseren Darstellung nur im PopUp Fenster wirklich gut zu erkennen. Die grüne Linie ist die tatsächliche Tour, die blaue Linie wäre die fahrerisch schönere Route.
Es ist unheimlich schwer einen geeigneten Kartenmaßstab zu finden, der zumindest ansatzweise einen Überblick für den Nutzer ermöglicht. Je umfangreicher die Touren, umso kleiner wird die Karte. Ich hoffe jedoch für jeden eine kleine Hilfestellung bereithalten zu können. Die als PopUp gezeigte Karte war die beste die ich für die Darstellung unserer Touren gefunden habe. Die Detailtreue ist nicht optimal. Dennoch bietet sie einen guten Bezug zu den Fotos. Die Karte steht in Originalgröße auch zum Herunterladen zur Verfügung.
[Quelle: Ungarischer und Rumänischer Tourismusverband]