Polen …? Litauen …? Was wollt ihr dort? Motorrad fahren! Was sonst? Keiner der Teilnehmer unserer Tour hatte Polen und Litauen bisher auf der Platte. Jedoch war die Neugier auf das Neue so groß, dass die Unsicherheit bezüglich dessen was uns dort erwartet, verschwindend gering war. Und schließlich gibt es das Internet, welches uns bewies, dass wir nicht die ersten Biker sind die diese Idee verfolgen. Die Anreise gestaltete sich einfach, aber langweilig, denn für unsere Zwecke bot sich die Fährverbindung Kiel (D) -> Klaipeda (Lit) als einiges Fortbewegungsmittel an.
Die Anreise gestaltete sich einfach, aber langweilig, denn für unsere Zwecke bot sich die Fährverbindung Kiel (D) -> Klaipeda (Lit) als einiges Fortbewegungsmittel an. Die Überfahrt dauert gute 24h und wurde nicht mit einer Fähre im herkömmlichen Sinne, sondern mit einer reinen „Lastenfähre“ für LKW’s und Sattelschlepper absolviert. Die Ausstattung der Fähre und der Kabinen ist einfach, zweckmäßig und sauber. Bier in der Gepäckrolle verkürzt die Überfahrt und macht lustig. Insofern durchaus eine Empfehlung, da selbst auf dem Sonnendeck mit Blick auf’s Meer keine Highlights zu erwarten sind … Die Ankunft in Litauen erfolgt um 22°°, also ist die Buchung eines Hotels für die erste Nacht zwingend notwendig. Wir hatten das Park Inn – Hotel in Klaipeda und waren sehr zufrieden damit. Zumindest das Preis / Leistungsverhältnis passte. Zwei Tage sind wir in Litauen unterwegs. Zum einen auf der sog. Kurischen Nehrung, die von Litauen aus nur mit einer Fähre zu erreichen ist, und am zweiten Tag umfahren wir die Grenze zu Russland in Richtung Polen.
Ich hatte keine Vorstellung davon, wie es in Litauen auszusehen hat. Wenn mich aber jemand fragt ob ich es mir so gefallen hat, dann muss ich sagen: „Ja“. Viel Landwirtschaft und weitläufig angelegte Agrarflächen. Die Straßen sind von durchweg guter Qualität und breit ausgebaut. Überall wird gebaut – häufig mit Subventionen aus dem Säckel der EU. Die Städte und Dörfer bieten anscheinend alles was man braucht und die Ausstrahlung dieser ist mitnichten so schlimm wie man sich das für ein Land in Osteuropa vorstellt. Alles in allem also durchaus ein Land, welches gerne wieder besucht werden darf. Die Beurteilung dürfte – je weiter man nach Osten fährt sicher anders ausfallen, aber das war nicht unser Ziel. Auch Polen hat uns überrascht. Es war angenehm unauffällig und unaufdringlich, aber Landschaftlich wirklich wunderschön. Wer mag, der kann von Ost nach West seine Tour komplett unter Alleebäumen absolvieren. Das ist reizvoll, aber sehr zeitraubend. Unser erstes Ziel war die Masurische Seenplatte, mit einem Campingplatz direkt am Wasser. Die Lage war ohne Zweifel sehr angenehm und vor allem ruhig. Nun muss man wissen, dass wir – was die Wahl der Campingplätze angeht – nicht vorrangig auf „FirstClass“ schauen und immer erst spät im Jahr solche Plätze aufsuchen. Insofern war der uns gebotene Komfort eher mager und würde einem größeren Ansturm und Ansprüchen sicher nicht standhalten. Weder was die sanitären Anlagen, noch die Versorgung möglicher Gäste angeht. Wir haben den Standort jedoch mit Bedacht gewählt, hatten wir doch die sog. „Wolfsschanze“ im Visier, der wir unbedingt einen Besuch abstatten mussten. Hitlers Führerhauptquartier ist in jedem Fall einen Besuch wert. Details sind im Internet massenhaft zu finden.
Zwei Tage Verweildauer sind ausreichend um auch ein wenig Offroad fahren zu können. Offroad meint in unserem Fall die Verbindungswege zwischen den Ortschaften, die auf der Landkarte grau gezeichnet sind, eine interessante Wegführung an sich haben, geschottert sind und auch durch Waldgebiete führen. Alles ganz legal und mit viel Fahrspaß versehen! Das nächste Zwischenziel ist Elblag. Dort werden am gleichnamigen Fluss Ausflugsschiffe anstatt durch eine Schleuse, per Schleppkarren und Seilzug bergauf- bzw. bergab gezogen. Ein wirklich interessanter Anblick, auch wenn man dann noch die Zeit hat sich das alte Maschinenhäuschen auf der höchsten Erhebung anzuschauen. In Malbork ist die größte Backsteinburg Europas unser Ziel. Leider haben wir keine Zeit für eine ausgiebige Besichtigung und beschränken uns deshalb auf ein bloßes „Anschauen“, staunen und fotografieren. Wir müssen uns sputen, wollen wir doch am Abend noch unseren Campinplatz in Stegna, ein paar Kilometer östlich von Danzig noch erreichen. Das Wetter ist nicht das Beste, hinzu kommt die fortgeschrittene Jahreszeit. Im Klartext: Der Übernachtungsplatz direkt am Wasser ist eine echte Herausforderung für den Schlafsack. Darf man Arschkalt sagen, ...? Kolobrzeg (Kolberg) soll unser nächstes Ziel für den Abend sein. Die Strecke dorthin ist weiter als es den Anschein hat und erfordert eine schnellere Fahrweise als ansonsten üblich. Hinzu kommt eine schlecht ausgeschilderte Umleitungsstrecke und die immer und überall existierenden Alleestraßen, die schön anzuschauen und auch beschaulich zu fahren sind, bei forcierter Fahrweise wegen der geringen Einsicht auf den Fahrbahnrand aber auch gefährlich sind. Hier ist immer erhöhte Vorsicht geboten!
Am vorletzten Tag führt der Weg nach Kolberg, vorbei an Danzig, Slupsk und Koszalin. Wir kommen pünktlich dort an, verlieren in der Stadt jedoch jemanden aus unserer Gruppe bei der Suche nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit. Fast zwei Stunden warten wir an einer Kreuzung mitten in der Stadt auf die Wiederkehr unseres Kollegen, um dann festzustellen, dass die während der Tour erarbeitete Zeit sich aufgebraucht hat und wir anstelle eines Stadtbummels nur noch den Pizzabäcker realisieren können … Die fortgeschrittene Zeit, ein voller Bauch und ausreichend feuchtkalte Witterung lassen schnell den Entschluss reifen, sich ein günstiges Hotelzimmer zu suchen und auf den Zeltaufbau zu verzichten. Kaum ausgesprochen, schon gesucht. Es war schon dunkel als wir nach einigen Umwegen die passende Übernachtung für uns gefunden haben. Wir waren überrascht wie freundlich, spontan und offen das Bemühen des Personals war um den Chef zu Hause anzurufen - der dann auch noch vorbeischaute - und uns dann persönlich die angenehmen Zimmer zu bestätigen. Das Frühstück war reichlich aber ein wenig "zu polnisch" für meinen Geschmack und hatte mit der frischen Auswahl eines sog. europäischen Frühstücks wenig gemein. Satt und mit ein wenig Völlegefühl im Magen noch schnell das letzte Foto geschossen, bevor es die knapp 500 Kilometer bis nach Hause zu bewältigen gilt.
FAZIT: Polen war wunderschön und jederzeit wieder eine Reise wert. Wir waren spät dran in diesem Jahr, insofern wollen wir über das Wetter nicht meckern. Auch Litauen hat mich voll überzeugt und wäre durchaus wieder einen Besuch wert. Es gab überall viel zu sehen und die Straßen von Ost nach West waren durchweg von guter Qualität. Auch wenn unsere Tour fast nur aus Alleestraßen bestand, so hat es mich immer wieder auf's Neue fasziniert. Die Gefahr, die von solchen Straßen ausgeht, ist hinlänglich bekannt und sollte niemals unterschätzt werden. Gerade dann, wenn die Konzentration wegen der eintretenden Eintönigkeit nachlässt.
Es ist unheimlich schwer einen geeigneten Kartenmaßstab zu finden, der zumindest ansatzweise einen Überblick für den Nutzer ermöglicht. Je umfangreicher die Touren, umso kleiner wird die Karte. Ich hoffe jedoch für jeden eine kleine Hilfestellung bereithalten zu können. Die als PopUp gezeigte Karte war die beste die ich für die Darstellung unserer Touren gefunden habe. Die Detailtreue ist nicht optimal. Dennoch bietet sie einen guten Bezug zu den Fotos. Die Karte steht in Originalgröße auch zum Herunterladen zur Verfügung.