Motorradurlaub im Jahr 2020. Ein Jahr an das wir uns alle lange und nachhaltig erinnern werden. Auch ich hatte in diesem Jahr andere Ziele als sie sich im Nachhinein tatsächlich ergeben haben. Aber ich möchte nicht jammern, denn der Motorradurlaub den wir in Deutschland realisiert haben, war so erfolgreich und positiv im Feedback meiner Follower bei Facebook und Youtube, wie kein anderer Urlaub, den ich mit dem Motorrad in den letzten 20 Jahren realisiert habe. Das ganze Motorradjahr 2020 war ausschließlich geprägt von der puren Lust am Fahren. Ich hatte mir ganz fest vorgenommen nur noch Motorrad zu fahren, wenn ich den Genuss als oberste Prämisse realisieren kann.
Es war ein hehres Ziel, welches ich noch nie so gut praktizieren konnte wie in diesem Jahr. Es war eines der ganz tollen Jahre für mich, mein Ego und den Kilometerzähler des Motorrades. Und weil ich ich bis heute - einige Wochen nach der Motorradsaison 2020 - immer noch ganz beseelt bin ob der Erlebnisse, muss ich zwingend die Geschichte dazu erzählen... Motorradreise 2020. Was für ein Spektakel! Aus einer Notlösung, mangels verantwortbarer Alternativen, wurde eine Reise die meine Sicht auf eine "neue" Art des (Motorrad)Reisens spürbar erweitert hat. Für Deutschland hatten wir uns eine grobe Vorgehensweise und Streckenführung vorbereitet. Da die Ziele und der detaillierte Streckenverlauf variabel gestaltet wurden, war das Thema "Sehenswürdigkeiten" und "Highlights" dieses Mal nicht prioritär. Begonnen hat meine Gefühlsduselei mit der Motorradreise durch weite Teile Deutschlands, die geprägt wurde von vierzehntägigem, schönem Wetter und einer Streckenauswahl, die mit dem Onlineportal kurviger.de ausschließlich auf den kurvigsten, zur Verfügung stehenden Strecken bis zum Ziel führen sollten. Soweit ich mich erinnern kann, war die Umfahrung Münchens das einzige Stück Autobahn in den vierzehn Tagen. "Große" Städte haben wir gänzlich gemieden.
Die "Rundreise" durch Deutschland war seit langen der beliebteste Beitrag, den ich viral in die Motorradcommunities gepostet habe. Kommentare, Lob und "Nachmachempfehlungen" wurden mir unzählige Male erwiedert. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wieso die breite Masse der Motorradfahrer anscheinend auf Beiträge wie den meinen gewartet haben. Vielleicht lag es aber auch nur daran, weil die Pandemie die großen Reisen durch Europa vereitelt hat. Von unserem Heimatort aus geht es direkt in Richtung Dresden. Ich kenne die Stadt schon, meine Sozia aber noch nicht. Was liegt also näher als die Deutschlandreise genau dort zu beginnen. Wir haben die Stadt so zeitig erreicht, dass noch Zeit war die innerstädtischen Sehenswürdigkeiten anzuschauen ohne unter Zeitdruck zu geraten. Die Erwartungen an die Stadt wurden erfüllt, jedoch behinderten umfangreiche Bauarbeiten an den schönsten Gebäuden eine uneingeschränkte Sicht auf diese. Planen und Gerüste waren zu dominat um schöne und aussagekräftige Bilder zu arrangieren. Sehr schade!
Für den folgenden Tag hatten wir uns ganz fest vorgenommen, das weitläufige Umland Dresdens und hier ganz besonders, die Sächsische Schweiz und das Elbsandsteingebirge näher zu erkunden. Uns ist das ausgesprochen gut gelungen, denn weit mehr als 250 km standen am Tagesende zusätzlich auf dem Tacho. Wahrscheinlich wäre mehr möglich gewesen, wäre es deshalb aber auch nutzbringender gewesen? Jedes Jahr habe ich das gleiche Problem bei der Nachbetrachtung meiner Reisen und dem Erinnern daran, was mir an den Tagen an denen ich unterwegs war, wichtig war. Wenn ich heute auf die Homepage der Seite: www.saechsische-schweiz.de schaue, dann wird mir bewusst das wir an diesem Tag, an dem wir unterwegs waren, nicht ansatzweise das gesehen haben, was dieser wunderschöne Landstrich tatsächlich zu bieten hat. Schade, aber alles geht nicht! Ihr kennt das alle, oder? Das Bedürfnis Motorrad zu fahren, kollidiert fast immer mit dem Wunsch sich die Region anzuschauen, wegen derer wir ja eigentlich hierher gefahren sind. Was ist dann die richtige Entscheidung? Es gibt aus meiner Sicht drei Möglichkeiten. Entweder ich fahre ganz bewusst an den meisten Sehenswürdigkeiten vorbei und konzentriere mich darauf Motorrad zu fahren (deshalb bin ich schließlich auch unterwegs), oder ich springe an jedem Highlight vom Motorrad, mache ein eindrucksvolles Foto vom Fahrer und der Maschine, habe die Details des Sightseeingpoints aber faktisch nie wirklich gesehen. Ein Motorradurlaub ist anscheinend immer ein Tanz auf dem Vulkan! Nahe der Stadt Dresden gibt es die Stadt Moritzburg mit der gleichnamigen Burg. "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Die Kulisse für die Burg des Prinzen im Film bildete im Winter 1972/1973 das Schloss Moritzburg etwa 15 Kilometer nordwestlich von Dresden auf einer künstlichen Insel im See. Als Abschluss einer wundervollen Tagestour genau die richtige Location.
Nach diesem zusätzlichen Tag geht es wieder weiter.
Den nachfolgenden Aufenthalt in Kleedorf, im Kreis Sittenbach, im schönen fränkischen, haben wir einer Facebook Freundschaft zu verdanken der wir nach einigem Hin und Her einen geplanten Besuch abstatten. Das Ziel passte exakt in unsere Tourenplanung und entwickelte sich im Laufe des Abend zu einem echten Gewinn und einer neuen und guten Erfahrung während unserer Reise. Von der Schönheit dieses Landstrichs einmal abgesehen. UNGLAUBLICH! Es ist vielleicht ein klein wenig am grundsätzlichen Inhalt vorbei, es ist mir jedoch ein Herzenswunsch den Menschen danke zu sagen, die es schaffen das grüne "Hopfenzeugs" in die kleinen braunen, bunten Flaschen zu pressen. DANKESCHÖN. Ein Weltwunder, sozusagen... PS: Es war unglaublich, wie viele "hundert" Hopfenfelder unseren Weg gesäumt haben.
Unser nächstes Ziel soll einer der vielen Seen sein, die sich südlich der Stadt München befinden. Wir haben uns leider für den Starnberger See entschieden, was ein großer Fehler war. Teuer, kein direkter Zugang zum See (zumindest an der westlichen Seite bis zur Ortschaft Tutzing) und athmosphärisch völlig anders als wir uns das vorgestellt haben. Das war einfach nur langweiliges Herumgegurke bis zum Tagesziel. Ein Urlaubsgefühl, mit Blick auf den See und Bademöglichkeiten blieben uns verwehrt. Schade, das hatte ich mir schöner vorgestellt. Unsere Anfahrt aus dem fränkischen bis zu unserem Tagesziel beinhaltete noch einen Stop im ehemaligen Konzentrationslager Dachau, welches wir uns inklusive des ansässigen Museums komplett angesehen haben.
Am folgenden Tag geht es weiter über durch die Ortschaften Garmisch, Reutte, Sonthofen, ... und zu guter Letzt durch das wunderschöne Allgäu, bis nach Konstanz am Bodensee. Mannoman, was für eine schöne Tour. Unter dem Gesichtspunkt die kurvigsten Straßen aufzusuchen, haben wir wieder einmal alles richtig gemacht. Das Wetter war uns in den letzten Tagen wohlgesonnen. Wir durften die Bastei im sächsischen Elbsandsteingebirge, die KZ - Gedenkstätte in Dachau das Voralpenland nahe München, oder die Täler in Österreich bewundern. Zu guter Letzt haben wir die Stromschnellen der reißenden Donau mit einer, durch die Strömung angetriebenen Fähre überquert... und überlebt.
FREIBURG! Wunderschön und wert einen Tag länger hier zu verweilen. Meine letzte Erinnerung an diese wunderbare Stadt liegt dreißig Jahre, oder mehr, zurück. Umso glücklicher war ich mich auf den ersten Metern hier wieder wohl zu fühlen. Gemäß unserer Urlaubsmotivation, "die kurvigsten Straßen Deutschlands" zu erfahren, haben wir uns einen ganzen Tag lang treiben lassen. Herausgekommen ist eine Tour zum Niederknien und weinen. Dankeschön an alle Beteiligten Gastronomen, Autofahrer, Straßenplaner, Landschaftsgestalter, der lieben Ehefrau und anderen Motorradfahrern, die diesen Tag zu einem sehr besonderen Erlebnis gemacht haben ;-). Von Freiburg aus geht es an die Mosel. Doch bis dorthin fahren wir in Richtung Norden und folgen über viele Kilometer dem Verlauf des Rheins. Zu sehen bekommen wir ihn selten, die Sicht wird weitestgehend hinter hohen Deichen versteckt. Und das, obwohl wir so nah wie möglich an die Wasserlinie heranfahren. Kurz hinter Offenburg biegen wir nach Frankreich ab und kürzen den Weg bis in den Pfälzer Wald ein wenig ab.
Einen weiteren Tag später sind wir schon auf dem Weg nach Trier, welches der Einstieg sein soll für eine unvergessliche Reise entlang des Flusses und einer unglaublich schönen Landschaft! Wer die Mosel bereist ist gut daran beraten nicht nur die hervorragende Streckenführung direkt am Fluss zu genießen, sondern sich auch in luftige Höhen zu begeben. Phantastische Aussichten auf die Moselregion und das Fahren in alpiner Atmosphäre. Neben vielen anderen Plätzen haben wir hier einmal oberhalb von Bernkastel - Kues und ein anderes Mal oberhalb von Ürzig sinniert und resümiert. Von den vielen Serpentinen einmal abgesehen, besucht man dort u.a. eine Naturkulisse der ganz besonderen Art. Der Bremmer Calmont mit 378 Metern Höhe und ca. 65 Grad Steigung ist die steilste Weinbergslage Europas. Das die Mosel dabei hervorragend von oben zu bestaunen ist, ist ein atemberaubender Nebeneffekt. Die Fähre über die Mosel nach Beilstein wirkt wie ein Besuch in Disneyland, nur ohne Kindergeschrei und Schlange stehen. So viel Romantik, Idylle, wunderschöne Natur und pitoreske Ortschaften können nur optische Täuschung sein. Wahrscheinlich wird am Abend - im Schutz der Dunkelheit - die Scheinfassade eingerollt, gereinigt und am anderen Morgen wieder platziert. ANDERS GEHT DAS NICHT!! Es ist sooo schön dort!
Wir gleiten entlang des Flusses über wunderschöne Straßen, die immer weider einen uneingeschränkten Blick auf das Wasser ermöglichen und Städte, die wie aus einem Fotobuch und wie inszeniert auf uns wirken. Das Wetter ist hervorragend und wir können uns vorstellen hier auch ganze vierzehn Tage eines Jahresurlaubs zu verbringen. Wir übernachten in Bernkastel - Kues, besichtigen die Stadt und bereiten uns auf den folgenden Tag vor, der uns nach Koblenz an das Deutsche Eck führen soll, um dann dem Rhein in Richtung Rüdesheim a.R. folgen und dort zu enden, da wir uns hier mit Facebook - Freund Frank treffen wollen. Doch bevor wir dort eintreffen, genießen wir die Anfahrt in vollen Zügen.
Der letzte Tag dieser phantastischen Reise voller neuer Eindrücke führt uns quer durch das Weserbergland. Wir haben eine Unterkunft vis a vis zur Weser. Was liegt näher, als die Drohne ein letztes Mal von Uferradweg kurz steigen zu lassen. Einen großen Dank richte ich an DOMINIK, FRANK und PETRA, mit denen wir außer der Reihe und ungeplant eine schöne Zeit verbracht haben.
Corona ist ein Arsch...! Aber wenn ich der ganzen, mittlerweile Monate andauernden, Hysterie etwas positives abgewinnen möchte, dann ist es die Entscheidung einen der Motorradurlaube in Deutschland verbracht zu haben. Wir haben viel gesehen, genossen, Freunde und Familie besucht und waren auch ein wenig stolz, in Deutschland heimisch sein zu dürfen. Es ist schon ziemlich angenehm hier. Bestes Motorradwetter tat sein Übriges dazu! Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl einfach nur so zu fahren. Ja genau, einfach nur fahren... Keine Geschwindigkeit und keine Hektik. Einfach dort anhalten wo es einem in diesem Moment wichtig erscheint. ICH will bestimmen wo es schön ist. Ein hoher Gang, eine niedrige Drezahl und ein Boxermotor, der seine unnachahmliche Musik dazu spielt. Es ist genau DAS weshalb ich Motorradfahren und Urlaub so sehr miteinander verbinde. Es ist nicht die Entfernung von zu Hause, nein, es ist das perfekte Zusammenspiel aller unverzichtbaren Zusammenhänge, die das Motorradfahren für mich so wichtig machen. Ich liebe es...
Den Track dieser Tour kann man im Bereich Downloads herunterladen...
Dort haben wir übernachtet: Dresden, Kleedorf Krs. Sittenbach, Tutzing am Starnberger See, Konstanz am Bodensee, Freiburg, Silz in der Pfalz, Bernkastel - Kues an der Mosel, Boppard am Rhein, Marburg, Höxter im Weserbergland