Die Reise in den Süden Portugals hat sich komplett anders angefühlt als die Reise in den Norden, die ich ein paar Wochen vorher realisiert habe. Obwohl ich das gleiche Land erneut bereist habe, so war die Tour doch völlig anders! Sowohl landschaftlich, als auch inhaltlich. Ich bin heilfroh, in diesem Jahr Portugal als ganzes unter die Räder genommen zu haben. Dieses Land ist grandios! Der "Reisebericht" und die Erfahrungen aus dem Norden des Landes sind somit auf meiner Homepage, bei YouTube, oder auch bei Facebook ausreichend präsentiert.
Der geringe zeitliche Abstand zwischen beiden Motorradtouren hat mir geholfen wesentlich detaillierter und auch differenzierter, beide Landesteile miteinander zu vergleichen und meine persönlichen Rückschlüsse daraus zu ziehen. Um Portugal zu erreichen, sind wir auch dieses Mal wieder ab Madrid gestartet und hatten die ermüdende und meist langweilige Tour durch Spanien erneut vor uns. Einzig die Extremadura, nahe der portugiesischen Grenze, hat uns restlos begeistert. In diesem Landstrich war die hohe landwirtschaftliche Nutzung spürbar und hautnah zu erleben, weil "Flussläufe" und Kanäle das Land bewässern und alle fünf Sinne angesprochen haben. Es auch eine der wenigen Regionen, in denen Menschen anzutreffen waren. Fünf Sinne? Ja genau, auch den Geschmackssinn, das lag vor allem daran das wir durch eine Gegend gefahren sind die sehr stark von der Tomate als Lebensmittel geprägt war und somit die Möglichkeit bot, beim kurzen Pausieren am Wegesrand mal ein wenig vom roten Gemüse zu probieren und sich auch einmal aktiv an der Tomatenernte zu beteiligen, in dem man eingeladen wurde auf dem Erntefahrzeug Platz zu nehmen.
Es ist sicherlich wenig wertschätzend von mir, aber die weitere Tour von Badajoz bis an die Südküste Portugals, also dem Beginn der Algarve, war landschaftlich und aus der Sicht eines Motorradfahrers nichts besonderes, um nicht zu sagen, langweilig. Das lag zum einen an der extremen Temperatur, die diesem Landstrich mehr braun als grün verpasst hat und der wirklich sehr, sehr unattraktiven Strecke, die anfänglich aus einer Schnellstraße bestand und wenig später durch die Berge führte - aber wie schon erwähnt - nicht viel sehenswertes bot. Uns war von vornherein klar das die Algarve kein Motorradeldorado im herkömmlichen Sinne sein würde. Die Küste ist bekanntermaßen extrem eindrucksvoll und lohnt einen Besuch in jedem Fall, für Motorradtouren ist es weniger geeignet weil die ganzen Orte, in denen sich die Touristen zum Baden aufhalten, natürlich bis direkt ans Meer herangebaut sind. Eine "Küstenstrasse" gibt es nicht. Es gibt aus meiner Sicht nur zwei Möglichkeiten, entweder man fährt bis tief in das Landesinnere um die Ursprünglichkeit wiederzufinden, oder man lässt das Motorrad stehen und genießt die Sonne und das Wasser so, wie viele andere Menschen auch... in der Badehose an der Tequila - Bar! Auf unserer weiteren Tour haben wir festgestellt das die Algarve erst ab der Ortschaft "Lagos", bis an den südwestlichsten Zipfel Portugals, "Sagres" und anschließend erst wieder an der Küste in den Norden hinein, bis in das Biosphärenreservat und die Stadt Troja, fahrerisch anspruchsvoll und landschaftlich abwechslungsreicher wird. Wie schon erwähnt, durchqueren wir den Nationalpark bis zur Stadt Troia, um dann mit der Fähre nach Setubal und ein paar Kilometer weiter bis nach Lissabon zu fahren. Eine zwingende Empfehlung ist die Küstenstraße "Estrada Marginal", die ich weiter unten, bei den besuchten Ortschaften, noch einmal genannt habe und die direkt am Meer entlang führt und sich auf eine wunderschöne Art und Weise dem Motorradfahrer hingibt.
Von unserer eigentlichen Tour hatten wir uns wegen der neu gewonnenen Kenntnis der Küstenstraße doch jetzt ziemlich weit entfernt, Grund genug, wieder in das Landesinnere zu fahren um unsere ursprüngliche Route in den Norden weiter zu verfolgen. Alle von uns gefahrenen Streckenabschnitte jetzt detailliert wiederzugeben würde den Rahmen sprengen und die Chance das jemand genauso fährt wie wir, ist wohl eher gering, oder tendiert sogar nahezu gegen Null, oder? Nicht unerwähnt lassen möchte ich jedoch den ernstgemeinten Tipp, sich zwingend in das Landesinnere, also in die Mitte Portugals zu bewegen, um in die Bergregionen nahe der Stadt Guarda zu fahren. Dort ist es so schön kurvig und bergig, dass all' die Langeweile die vorher vorgeherrscht hat, mit einem Mal vergessen ist. Ausgehend von der Bergregion rund um die Stadt Guarda, haben wir auf dieser Tour die Stadt Salamanca in Spanien noch mitgenommen, weil sie uns bei der letzten Tour aufgrund meiner Krankheit verwehrt geblieben ist. Die Stadt Salamanca übertraf alles was wir bis dato an Städten besichtigt haben. Selbst die Stadt Lissabon steht für uns, was die Attraktivität und den "ahhh" und "ohhh" - Effekt angeht, ziemlich nahe beieinander.
Das haben wir gesehen:
Madrid: Über Madrid muss man nicht viele Worte verlieren. Madrid ist wunderschön und in jedem Fall einen Besuch wert. Und das, obwohl man als Tourist natürlich nur die Innenstadt im Fokus hat, normalerweise!
Herrera de Duque: Diese Stadt haben wir nur für eine Übernachtung auf unserer weiteren Tour nach Portugal aufgesucht. Es sei jedoch erwähnt, dass diese Stadt sehr unaufgeregt und für Touristen und Urlauber nicht wirklich erschlossen und geeignet ist. Ein "Dornröschendorf" halt...
Evora: Évora ist die Hauptstadt der südlich-zentralen Region Alentejo in Portugal. Auch hier haben wir nur übernachtet. Weil wir jedoch sehr gut in der Zeit gelegen haben, haben wir uns Teile der Stadt auch näher angeschaut und geben definitiv unseren Tipp für die Altstadt ab, die von einer Ringmauer umgeben ist. Die Igreja de São Francisco präsentiert gotische und barocke Architektur sowie die mit Skeletten verzierte Knochenkapelle. Wir hatten unser Hotel dort und waren restlos begeistert, zumal die Wege zum Entdecken entsprechend kurz waren.
Olhos de Água: Olhos de Água ist ein Dorf und eine ehemalige Gemeinde an der Algarve im Süden Portugals. Es war einer der vielen hundert Ortschaften an der Algarve, die sich ausschließlich dem Tourismus verschrieben haben. Wir haben uns dieses Mal für zwei Nächte in einem Hotel eingebucht (in Strandnähe), um ein klein wenig Neues zu entdecken (Baden, SandCity und die Steinhöhle bei Benagil). Wir haben festgestellt das ein Urlaub an der Algarve kein Aufenthaltsort ist für Motorradfahrer die gerne und erholsam das Land der erkunden wollen und sind am zweiten Tag dann auch wieder aufgebrochen.
Lagos: Den zusätzlichen Tag, den wir im vornherein an der Algarve eingeplant hatten, haben wir in Lagos genommen. Lagos ist eine Hafenstadt an der portugiesischen Algarveküste. Sie liegt etwa 30 km östlich vom Cabo de São Vicente, dem südwestlichsten Punkt Europas nahe Sagres. Wunderschön! Frühzeitig angekommen, hatten wir noch ausreichend Zeit endlich mal einen Hotelpool zu testen und am anderen Tag mit dem Shuttle zum hoteleigenen Strandabschnitt zu fahren. Hui, was war das dort schön!
Sagres (und letzte Bratwurst vor Amerika): Sagres ist eine portugiesische Gemeinde im Westen der Algarve, nahe dem Cabo de São Vicente, dem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands. Er liegt zudem im Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina, einem Naturschutzgebiet, das sich an der gesamten südwestportugiesischen Küste entlangzieht. Sowohl Sagres, als auch das Cabo de Sao Vicente muss man besucht haben. Allein schon die Rundumsicht an beiden Orten ist großartig. Machen!
Troia: Tróia ist eine Halbinsel in Portugal und erstreckt sich vom Ort Comporta bis zum Fähranleger für die Überfahrt nach Setúbal. Eine schmale Landzunge die links und rechts vom Meer umgeben ist. Wunderschön!
Lissabon: Eigene Wort für diese Stadt zu formulieren ist albern und unnütz, das Netz ist voll von Lob und Empfehlungen, die einen Besuch rechtfertigen, ja zwingend nötig machen. Ich verzichte auf eine Aufzählung der vermeintlich wichtigsten Sehenswürdigkeiten und sage einfach nur... machen!
"Estrada Marginal": Die Estrada Marginal: eine Küstenstraße von etwa 30 Kilometern Länge, die Lissabon und Cascais verbindet. Es beginnt schon in Lissabon selbst, wo man durch das Viertel Belém fährt: hier gibt es genug zu sehen! Unterwegs nach Cascais sieht man mehrere schöne Strände und der Weg schlängelt sich entlang des Ufers des Tejos hoch und runter. Die weite Sicht über das Wasser sind zu jeder Zeit atemberaubend! Man endet in Cascais, einem Fischerdorf an der atlantischen Küste.
Cabo da Roca: Cabo da Roca ist der westlichste Punkt des Festlands des europäischen Kontinents. Er liegt in Portugal an der Atlantikküste westlich von Lissabon in einer Höhe von 140 Metern über dem Meeresspiegel. Touristisch voll erschlossen und gerne besucht, ist es unbedingt einen Besuch wert.
"Santuario da Peninha": Das Heiligtum von Peninha befindet sich im Sintra-Gebirge im Naturpark Sintra-Cascais im portugiesischen Distrikt Lissabon. Es liegt auf einer Höhe von 448 Metern auf einem Felsvorsprung und bietet einen Blick über die Küste und das Landesinnere. Vom Parkplatz aus muss man leider noch ein paar Meter in voller Motorradmontour bis zum tatsächlichen Kloster wandern. Aber es lohnt sich auf jeden Fall, die Aussicht ist grandios! Es war der Tipp eines Facebook - Followers, dem wir gefolgt sind.
"Palacio Nacional da Pena": Westlich von Lissabon steht der Palacio Nacional da Pena, oftmals auch Kummer- oder Tränenpalast genannt. Wir hätten diese Sehenswürdigkeit gerne angeschaut, aber hatten bis auf eine magere Außenansicht leider keine Zeit auch nur ansatzweise an der Besichtigung dieses unfassbar schönen Schlosses teilzunehmen.
Guarda: Guarda liegt auf einem östlichen Ausläufer der Serra da Estrela etwa 337 km nordöstlich von Lissabon und ist die höchstgelegene Stadt Portugals. Sie ist die namensgebende Hauptstadt des Distriktes Guarda. Wir hatten ein Hotel in einer umgebauten Stadtmauer mit einem Blick auf die Kathedrale. Wunderschön, dieser Ort.
Salamanca: Diese Stadt lässt sich schwer mit eigenen Sätzen beschreiben, so schön und aufregend ist sie. Wir hatten auch hier nur eine Nacht eingeplant, weil ja Madrid als Zielort schon auf uns gewartet hat. Wir hatten jedoch Glück, denn wir hatten nicht weit zu fahren und haben Salamanca entsprechend früh erreicht. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten liegen in der Stadtmitte und sind gut zu Fuß zu erreichen. Unser Hotel lag sehr zentral am großen Plaza de Mayor de Salamanca und hat die Besichtigung der Stadt extrem vereinfacht.
Den Track dieser Tour kann man im Bereich Downloads herunterladen...
Die Reise wurde als Video hier aufbereitet https://youtu.be/VLLTm7tHZXg.