Ralf Ahlers, Neue Strasse 8, 38533 Vordorf

[Leidenschaft][Motorrad] & [Reisen]


Seit 1989 jedes Jahr auf dem Motorrad im Urlaub unterwegs.

Da gibt es einiges zu erzählen...

2014 [Camino Frances] Nordspanien

Ich war mir lange Zeit nicht sicher wo es denn 2014 überhaupt hingehen soll. [Also ein Zustand wie jedes Jahr…). Viele europäische Länder habe ich mittlerweile großflächig bereist, insofern wird die Luft für mich immer dünner wirklich Neues zu entdecken. Die Erfahrungen mit dem Spediteur, der schon 2013 mein Motorrad nach Malaga transportiert hat, hat mich ermutigt den Transport nach Spanien für 2014 mit dem gleichen Transportmittel erneut zu wagen. Spanien ist riesig und mein letzter Besuch dort war im Jahr 1996. Das ist eine Ewigkeit her!

Als Vorbereitung für diese Reise habe ich den DuMont Bildatlas Nr. 007 "Spanien Norden - Jakobsweg" und den Reise Know- How Reisführer "Nordspanien und der Jakobsweg" benutzt. Vom gleichen Verlag habe ich die wetterfeste und sehr belastbare Motorradkarte mit dem gleichen Titel gekauft. Die Planung für vierzehn Tage und kann sich vor Ort natürlich jederzeit ändern! Sie beinhaltet den Camino Frances als Landstrasse, als Wanderweg und eine Alternative auf der Autobahn für die Umfahrung der Städte! Sie dient lediglich als Anhaltspunkt und verlief in der Praxis an einigen Stellen etwas anders! Die Anreise mit der eigenen Maschine kommt für mich schon seit Jahren nicht mehr in Frage. Ich will Urlaub vom ersten Tag an und das geht nur per Autozug oder Spedition. Der Autoreisezug von Hildesheim nach Narbonne und retour kostet derzeit für ein Motorrad und den Fahrer ca. 1.000.-. Der Preis für die Spedition nach Barcelona und ein Flug von Hannover nach Barcelona (alles auch retour) kostet mich komplett 750.-. Die Anreise per Auto und Motorradanhänger bis nach Spanien (Barcelona) ist definitiv keine Alternative. Kosten / Nutzen passen auch hier nicht. Fakt! Die Anreise für Spanien ist mittlerweile gefixt. Die Spedition und der Flug sind gebucht!

In Nordspanien sind einige Highlights die sehenswert sind und die mich veranlasst haben mich dafür zu entscheiden. Zum einen sind dort die Pyrenäen, die als Motorradfahrer ein Muss sind! Dann ist dort der Pilgerweg, dem ich vom Anfang bis zum Ende gerne folgen möchte und zum anderen ist die spanische Atlantikküste natürlich ein landschaftliches Highlight, welches auch nicht ausgelassen werden darf. Alles in allem also ein Paket auf das ich sehr gespannt bin. Der spanische Jakobsweg hat eine Länge von ca. 850 Kilometern. Er beginnt in dem französischen Ort Saint-Jean-Pied-de-Port und endet in Santiago de Compostela. Der erfahrene Pilger wird sicherlich wissen das es mehr als nur einen Pilgerweg in Spanien gibt. Es gibt auch mehrere Möglichkeiten diese Pilgerpfade zu verfolgen und zwischendurch zu unterbrechen. Je nach Kondition, Zeit und persönlichem Interesse. Wer sich der Besinnung und geistigen Entschlackung hingeben möchte, dem bietet sich also mehr als nur eine Möglichkeit

Auf meiner Tour geht es jedoch nur um den bekanntesten und längsten Pilgerweg Spaniens, dem oben schon genannten Camino Frances. Ich werde von Barcelona aus durch die Pyrenäen nach Frankreich fahren um den Beginn der Reise vor dort ganz offiziell zu starten. Ein echter Pilger bin ich trotzdem nicht, denn die Stempel in das Pilgerbuch erhält man in den Herbergen nur, wenn man zu Fuß, mit dem Rad, oder hoch zu Roß dem Wanderweg folgt und das für mindestens 80 Kilometer. Meine BMW verfügt über 85 Pferdestärken. Und obwohl sich das Wort Pferd(e) darin versteckt, eine akzeptierte Alternative ist es leider nicht. Schade! Mein Ziel für diese Tour soll es sein, so nah wie möglich am original Wanderweg entlang zu fahren, sofern es für mich als Motorradfahrer überhaupt möglich ist. Dort, wo es der Weg und die Gegebenheiten erlauben, folge ich dem originalen Wanderweg natürlich auch offroad. Die Herausforderung dürfte jetzt darin bestehen, beide Varianten auf das optimalste miteinander zu verbinden und den Pfad der Legalität nicht zu überschreiten. Ist ein Weg für mich gesperrt, so habe ich das auch zu akzeptieren. Natürlich soll mein Vorgehen auch die „echten“ Pilger nicht mehr als nötig „stören“. Es muss jetzt für mich möglich sein die Kombination aus allen Gegebenheiten zu erarbeiten.

  1. Als erstes musste ich mir den Jakobsweg als verwertbare *.gpx – Datei im Internet suchen und herunterladen um es anschließend mit der Software GARMIN Basecamp weiter bearbeiten zu können.
  2. Da die schnöde Kartenansicht von GARMIN Basecamp alleine nicht ausreicht um eine Abschätzung der Tour vornehmen zu können, kann man den Wanderweg für die Ansicht in GOOGLE Earth „exportieren“ und die Satellitenansicht nutzen um die Strecke einmal wesentlich detaillierter „abzufliegen“. Dabei kristallisiert sich heraus das ein Wanderweg nicht unbedingt auch ein Weg für den öffentlichen Straßenverkehr darstellt und das in den Bergen häufig nur Wiesen überquert werden, die für mich definitiv nicht zu fahren sind.
  3. Es wird jetzt so ablaufen das ich immer dann wenn GOOGLE Earth mir „Schwierigkeiten“ aufzeigt, eine Alternativroute im Ärmel bereithalten sollte. Ich arbeite also jetzt mit zwei Computerbildschirmen und „fliege“ die Strecke einmal mit GOOGLE Earth, und parallel mit GARMIN Basecamp ab um sie dort nach meinen Möglichkeiten zu verändern und mögliche Behinderungen zu markieren. Somit habe ich eine Originalstrecke und im schlimmsten Fall zig Alternativrouten, die mich natürlich immer wieder auf den Wanderweg führen sollen.

Für die 850 Kilometer habe ich sechs Tage eingeplant. Mehr oder weniger geht nicht, denn am siebten Tag muss ich meine Frau in La Coruna vom Flughafen abholen. Ich habe also ein Tagespensum von ca. 120 Kilometer zu bewältigen. Generell ist das als Motorradfahrer keine Entfernung bei der man zusammenzucken muss, jedoch möchte ich natürlich auch die Sehenswürdigkeiten, die zu dieser Pilgerreise unmittelbar dazugehören, nicht auslassen. Und ob das stoische Verfolgen der Pilgerroute nicht in einer endlosen Sucherei ausartet kann ich hier und jetzt noch nicht beurteilen.

Der Spanienurlaub war geprägt von dem Wunsch, den Jakobsweg (Camino Frances) mit dem Motorrad zu befahren. Meine Vorbereitungen waren aus meiner Sicht optimal und haben mir die Suche und Realisation vor Ort sehr erleichtert. Basis- bzw. Ausgangsmaterial waren drei GPS – Tracks und eine ganz ordinäre Straßenkarte für die Orientierung im großen. Die drei GPS – Tracks habe ich zu Hause präzise vorbereitet und bin sie mehrfach als sog. „Overlay“ mit GOOGLE Earth sogar „abgeflogen“ um mir mögliche Details schon im Vorfeld einzuprägen und in die Ausführung mit aufzunehmen. Die drei Tracks waren der originale Wanderweg von Saint - Jean Pied de Port bis nach Cap Finisterre, die meistens parallel dazu verlaufende Landstrasse und für die Umfahrung der großen Städte, ein Track für die Autobahn. Begonnen habe ich meine Spanienreise in Barcelona. Gestartet bin ich mit der „eigentlichen“ Tour in Pamplona. Organisatorisch passte der Startpunkt Saint - Jean Pied de Port nicht in die Tour, die ich sonst in Teilen doppelt hätte fahren müssen, nur um die originalen 80 Kilometer noch in mein Portfolio aufzunehmen. Das war mir zu aufwändig. Die weitere Vorgehensweise war nicht ganz einfach. Zuerst habe ich meinen GPS – Empfänger mit dem Track des Wanderweges gefüttert und bin ihm – soweit denn möglich – gefolgt. Der gespeicherte Track folgte dem Wanderweg glücklicherweise mit einer sehr hohen Genauigkeit, so das ein Verfahren für mich ausgeschlossen war. Die Wanderwege sind alle perfekt ausgeschildert und vielerorts von weitem sichtbar. War dem Camino nicht mehr zu folgen, so habe den Track auf „Landstrasse“ umgestellt und bin dieser so lange gefolgt, bis ein Einstieg in den Camino wieder möglich war. Die Befahrbarkeit des Camino ist möglich, jedoch nicht über die ganze Entfernung. Ich habe nicht gemessen wie viele Kilometer ich dem Wanderweg tatsächlich gefolgt bin, da ich zwischendurch immer wieder unterbrechen musste und an anderer Stelle neu eingestiegen bin. Es waren jedoch einige Hundert. Faktisch lässt sich der ganze Camino nicht einmal mit einer Sportenduro fahren, weil viele Wanderwege dem natürlichen Verlauf der Berge folgen. Und überall dort wo ich aus der Ferne schon gesehen habe das der Weg dorthin verläuft, habe ich es erst gar nicht versucht. Ich hatte Wege und Pfade, die kaum breiter waren als das Motorrad mit Koffern. Es ging steil bergauf- und auch bergab, durch Büsche und Sträucher. Kurzum: Wanderwege sind halt Wanderwege! Und wer nicht das letzte Quentchen Leistung aus sich und dem Motorrad herausholen möchte / kann / will, der sollte davon ablassen!

Ich bin oft umgekehrt weil es mir nicht um sportliche Höchstleistungen ging, sondern um das tatsächliche Motorradwandern auf dem Camino. Weitere „Einschränkungen“ – und das ist wirklich sehr sensibel zu betrachten – sind die vielen Pilger, die den ganzen Tag – vorrangig jedoch morgens – „ihrem“ Camino folgen. Wenn der Pfad so schmal ist das gerade einmal das Motorrad dort passieren kann, dann ist die Krönung des ganzen die Begegnung mit einer großen Wandergruppe, oder Radfahren, die keinen Platz machen können (oder wollen). Entweder macht man dann seine Trinkpause, oder man eiert im Wandertempo (immer mit dem Gas spielend) hinter der Gruppe her! Aus welcher Perspektive man es auch sieht, in diesen Fällen ist man ein Störenfried und fühlt sich mies! Ich bin dem ganzen Camino gefolgt und habe viele Leute getroffen. Allen gebührt mein allergrößter Respekt (dazu später mehr). Insofern ist es für mich verständlich wenn die Pilger nach vielen hundert Kilometern der „Schmerzen und Entbehrungen“ keinen Bock auf einen Motoristen haben, der mit einem einzigen Gasstoß alle in eine dicke Staubwolke hüllt und einige hundert Meter Vorsprung generieren kann… Das stört und ist manchmal Fehl am Platze! Deshalb gilt hier: Äußerste Rücksichtnahme und Respekt sind obligatorisch.

Den Track mit der Autobahn kann man gut gebrauchen um die großen Städte zu umfahren. Es macht keinen Sinn dem Camino durch die Städte zu folgen. Einbahnstraßen, verkehrsberuhigte Zonen, … Wer die Stadt sowieso besichtigen will der kann der Route gerne folgen, dem Rest rate ich davon ab. Dort wo es möglich war habe ich gezeltet. Spanien ist kein Land der Camper. Insofern ist die Verfügbarkeit von Campingplätzen eher dürftig und müsste penibel geplant werden. Das macht aber keinen Sinn wenn ich nicht weiss wie viele Kilometer ich am Tag absolvieren werde. In den Auberges hat man als „Nichtpilger“ mit dem Motorrad keinen Zutritt. Das macht Sinn, denn wer schon den ganzen Tag zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs war, der möchte nicht abgewiesen werden weil die Schlafplätze durch Motoristen schon belegt sind. Für mich war es dann deutlich einfacher den nächsten Ort aufzusuchen, als den Pilgern einen weiteren Fußmarsch auf’s Auge zu drücken. Für mich interessant waren dann entweder die Hostels, oder Hotels. Für die Übernachtung waren dann zwischen 35.- und 45.- fällig. Das Frühstück muss extra bezahlt werden, verdient aber den Namen nicht – zumindest für deutsche Verhältnisse! Für den ganzen Camino (850 Kilometer) hatte ich sechs Tage zur Verfügung. Das bedeutete ca. 150 Kilometer / Tag. Als Motorradfahrer mit einem ganzen Tag Zeit und nur 150 Kilometern kommt man ganz schön in Bedrängnis. Selbst wenn ein hoher Offroadanteil dabei ist, sind seeeehr viele Pausen nötig um den Tag sinnvoll zu strecken. Realistisch waren das zu wenig Kilometer, selbst wenn ich viele Kaffees und Gesprächspausen mit den Pilgern eingeplant habe. Und wenn die Tagesetappen langweilig waren weil es landschaftlich und kulturell nichts zu sehen gab, dann wurden die 150 Kilometer schnell verbraten und nach meinem Gusto verlängert bis zum Abend. In letzter Konsequenz hatte ich am Ende der Tour dann eineinhalb Tage über und konnte diese Zeit sinnvoll am westlichsten Zipfel Spaniens und dem eigentlichen Ziel meiner Reise – Santiago de Compostella – verbringen.

Im weiteren Verlauf meiner Spanienreise habe ich noch weitere Städte gesehen und dabei festgestellt, dass durchweg alle einen Besuch wert sind (Pamplona, Léon, A Coruna, Gijon, Bilbao, Zaragoza und Barcelona). Auch S. d. Compostella machte da keine Ausnahme. Santiago de Compostella? Hammer!! Der besondere Mix als pulsierende Stadt mit einer phantastischen Altstadt, der Kathedrale und dem Gewusel der eintreffenden Pilger verursacht einem eine Gänshaut. Mindestens! Sich auf dem Vorplatz der Kathedrale einfach nur auf den Boden zu setzen und dem Treiben zuzuschauen reicht für stundenlange Nacherzählungen alleine schon aus. Da mich die Reise emotional sowieso schon sehr mitgenommen hat, haben mir die zwei Tage den Rest gegeben. Ich habe mich sogar dazu verleiten lassen mir ein T- Shirt mit einem dezenten Aufdruck der Stadt zu kaufen! Mehr Sensibilität geht nicht, definitiv. Das mache ich sonst nie!! Souvenirs?? Oh Graus! Die ganze Stadt ist in Bewegung. Überall sieht man Touristen, Pilger, Händler und vielleicht auch ein paar echte Bewohner. Die Menschen machen einen glücklichen, mitunter sogar fröhlichen Eindruck. Überall Personen mit Rucksäcken, Wanderschuhen und der obligatorischen Jakobsmuschel, die an irgendeinem Kleidungsstück oder der Ausrüstung vor sich hin baumelt. Man nimmt sich in die Arme, fotografiert sich, tauscht Adressen aus, legt sich sogar bäuchlings auf den Boden und schreit seine Freude über die erbrachte Leistung der letzten Tage, Wochen, oder sogar Monate frei heraus. Oder man sitzt einfach nur still an einer Wand und weint… vor Erleichterung? Auch in diesem Moment, in dem ich diese Zeilen formuliere läuft mir wieder eine Gänsehaut über den Körper. Ich habe in der Stadt und unterwegs mit einigen Pilgern gesprochen und bin immer noch schwer beeindruckt von der Leistungsbereitschaft, der völlig verschiedenen Charaktere, Nationalitäten und Altersgrenzen, die hier anscheinend keine Rolle spielen.

Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich alles genauso machen. Wie heisst es doch so wunderbar: „Buen Camino“ ~ Guten Weg!

Den Track dieser Tour kann man im Bereich Downloads herunterladen...

Auf der Karte sind an einigen Stellen so genannte Pins zu erkennen. Diese Pins sind Highlights oder besondere Hotspots, die wir zu Hause festgelegt haben und sowohl Sehenswürdigkeiten als auch unser Hotel vor Ort zeigen können. Für weitergehende Informationen muss man dann bitte die Datei in ein Navigationsprogramm laden und vor Ort schauen was dort gezeigt wird.

 

Die Reise wurde hier als Video aubereitet: 

Teil 1: https://youtu.be/VLQaXcj1BFg,

Teil 2: https://youtu.be/fc-HzlnvNec,

Teil 3: https://youtu.be/dVMpoJcuwW4,

Teil 4: https://youtu.be/rSEducE8KIk,

Teil 5: https://youtu.be/zJ6DPW4RWjg

Kaum zu glauben! Da muss ich erst die 50iger Marke überschreiten um maximale Erfüllung und vollendete Glückseeligkeit beim Motorradfahren zu erleben. Ganz großes Kino. Mit dem Erwerb der BMW RnineT hat sich meine jahrelang gelebte Einstellung, wie man am intensivsten auf zwei mit Benzin betriebenen Rädern unterwegs sein kann, deutlich verändert. Mit einer grundsätzlich anderen Einstellung und den passenden Kleidungsstücken stellt sich ein Gefühl ein, welches auch durch meine BMW R1250GS derzeit nicht überboten wird. Die Anwendungsgebiete sind so unterschiedlich wie die Motorradgattung an sich. Auch wenn sich eine RnineT durchaus als reisetauglich erwiesen hat, wie man in [Motorrad] Reisen (Pyrenäen 2022) vortrefflich nachlesen kann...


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Bildquelle: BMW PressClub

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